Heute startet der neue »Frankenstein« bei Netflix. Unser Mick hatte die Gelegenheit, ihn sich im Kino anzuschauen. Hier ist seine Meinung zum Film:
Als ich zum ersten Mal davon hörte, dass Guillermo del Toro eine Adaption von Mary Shelleys »Frankenstein« machen würde, schlug mein Herz höher, denn del Toro liebt Monster, und ich konnte mir keinen besseren Regisseur für dieses Thema vorstellen. An verschiedenen Stellen las ich die Zeile, dies sei der Film, für den del Toro geboren wurde. Meine Freude wurde etwas getrübt, als ich erfuhr, dass der Film vom Streaming-Giganten Netflix finanziert wurde. Natürlich war es super, dass das Herzensprojekt auf diesem Wege überhaupt zustande kam. Aber ein solcher Stoff gepaart mit del Toros Fähigkeiten als visueller Künstler schrie förmlich nach der großen Leinwand.
Glücklicherweise brachte Netflix (natürlich primär mit dem Blick auf die Oscar-Regularien) den Film für kurze Zeit in ausgewählte Kinos. Die nächste Spielstätte in meiner Umgebung war Düsseldorf, und so pilgerte ich vor gut zwei Wochen zum UFA-Palast in die Landeshauptstadt. »Frankenstein« auf der großen Leinwand zu sehen, war wirklich ein Erlebnis! Alle, die es mir gleichgetan haben, werden das bestätigen. Heute startet der Film nun bei Netflix und ich werde ihn mir dort ein zweites Mal anschauen.
Wie ich eingangs erwähnte, ist Guillermo del Toro durchdrungen von einer tiefen Liebe für Monster. Seine Adaption des Shelley-Romans behandelt diesen mit viel Respekt, jedoch ohne die Geschichte sklavisch Seite für Seite nachzuerzählen. Seine Aneignung des Stoffes und seine vorgenommenen Änderungen sind inspiriert, geben den Figuren zusätzliche Tiefe, und im Kern trifft sein Film die Essenz von Shelleys Dichtung.
Oscar Isaac spielt den Wissenschaftler Victor Frankenstein als Getriebenen, besessen von der Idee den Tod zu besiegen und neues Leben zu erschaffen. Wie Interviews mit del Toro zu entnehmen ist, ähnelt die Anlage des Charakters nicht von ungefähr einem Rockstar. Der Film taucht tief ein in Frankensteins Leben und die Rückblende auf seine Vergangenheit setzt bereits in der Kindheit an, schildert die Liebe zu seiner Mutter (gespielt von Mia Goth) und das Leiden unter dem tyrannischen Vater, dem großen Chirurgen Leopold Frankenstein (großartig dargestellt von Charles Dance). Der Konflikt mit dem Vater wird Victors Leben prägen. Söhne und Väter – der Film ist voll davon, von Dopplungen und Wiederholungen gleicher Fehler und Motive. Frankenstein erschafft die Kreatur, doch am Ziel weiß er nichts mit ihr anzufangen und begeht dieselben Fehler wie sein eigener Vater.
Jacob Elordi verkörpert die Kreatur auf der Suche nach dem Sinn seiner Existenz und der Liebe seines Schöpfers. Elordi spielt fantastisch, seine unschuldigen Augen stehlen allen die Show. Mit ihm wirft der Film große existentielle Fragen auf.
Mia Goth tritt in einer Doppelrolle auf und spielt neben Victors Mutter auch Elizabeth. Ungleich der Romanvorlage ist sie die Verlobte von Victors Bruder William (Felix Kammerer). Im Gegensatz zu Victor und allen anderen reagiert sie mit Zuneigung und Empathie auf die Kreatur.
Auch die kleineren Nebenrollen des Films verstehen zu überzeugen. Erwähnt seien hier Christoph Waltz als Herr Harlander, der Onkel von Elizabeth und Finanzier von Frankensteins Forschung; Lars Mikkelsen als Captain Anderson und David Bradley als der alte blinde Mann – allesamt weitere Vaterfiguren.
Neben der fesselnden Geschichte ist »Frankenstein«, wie nicht anders zu erwarten, auch ein absoluter Augenschmaus. Im Set-Design, den Kostümen, dem Make-up und der Kamera sehe ich, neben Guillermo del Toro für Drehbuch und Regie und den beiden Hauptdarstellern, weitere Kandidaten für eine Oscar-Nominierung.
In meiner persönlichen Top Ten des Jahres steht »Frankenstein« ganz weit oben. Der Film hat das Zeug dazu, zu einem modernen Klassiker zu werden, und man wird ihn wahrscheinlich oft in einem Atemzug mit den beiden Klassikern von James Whale mit Boris Karloff nennen.
Noch ein paar Worte zu Netflix: Es ist schön, dass der Streaming-Anbieter 120 Millionen US-Dollar in die Hand genommen hat und Guillermo del Toro die totale kreative Kontrolle überließ, um seine Vision umzusetzen. Ins Kino kam der Film aber nur, um die Mindestanforderungen für die Einreichungen für die Academy Awards zu erfüllen – drei Wochen in nur 382 US-Kinos. Klar spekuliert Netflix auf ein paar Oscars, mit denen man sich schmücken und Werbung machen kann, um neue Abonnenten an Land zu ziehen. »Frankenstein« wird fortan ein Leben als Content führen, doch dieses Meisterwerk hätte mehr verdient als das. Ich bin froh, dass ich die Chance hatte, ihn im Kino zu sehen, aber es hätte mich gefreut, wenn Netflix den Respekt vor diesem Werk aufgebracht und ihm eine längere und breitere Kinoauswertung gegönnt hätte. Und so manches Academy-Mitglied wird die Netflix-Politik möglicherweise negativ in die Wertung einfließen lassen.
Als passionierter 1/6 Sammler wünsche ich mir die Hauptfiguren natürlich auch in meinem Lieblingsmaßstab. Das wäre doch eine gute Lizenz für Hot Toys oder InArt! Im Maßstab 1/10 zeigt sich Iron Studios als Early Bird und präsentiert Frankensteins Monster als Art Scale Statue:
https://www.space-figuren.de/Filme/Frankenstein/1-10-Scale-Frankensteins-Monster-Art-Scale-Statue-Frankenstein::29697.html